Hessen Design

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Hessen Design Branchen News August 2022

Liebe Leserin, lieber Leser, voller Superlativen haben die hessischen Kunst- und Designhochschulen in diesem Sommer ihre Rundgänge präsentiert. Nach zwei Jahren erzwungener Auszeit oder Online-Präsentationen konnten die Besucher wieder durch Hochschulgänge schlendern oder interessante Ausstellungsorte außerhalb der Hochschulen kennenlernen.

Begonnen hatte die KHK in Kassel im Juli, eingebettet in die ohnehin kreative Atmosphäre der documenta, an deren Vorbereitung viele Studierende aktiv teilgenommen hatten. Das fachübergreifende Projektseminar „Herkunft“ und die daraus entwickelte Ausstellung mit dem Symposium »Brüche und Linien – Gespräche über Herkünfte«, in dem ein interdisziplinärer Diskurs der Bereiche Kunst, Kultur, Aktivismus und Wissenschaft stattfand, ist besonders erwähnenswert.

An der HfG-Offenbach hatten sich 90 Diplome angesammelt, von denen rund 30 aus den verschiedenen Fachbereichen ausgestellt wurden. Präsentiert wurde das ganze Spektrum künstlerischer und gestalterischer Arbeit in einer Fülle, die während des laufenden Lehrbetriebes nicht möglich wäre. Besonders interessant waren 80 Kunstprojekte im ehemaligen Saturn und weitere Arbeiten in der Zollamt Galerie mitten in Offenbach. Neben den verschiedenen Führungen der Fachbereiche sind die Kinderführungen und die zwölf vergebenen Kunst- und Designpreise besonders erwähnenswert.

Der Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt zog ebenfalls in die Stadt hinaus und präsentierte sich ungewöhnlich vielfältig an sechs Orten, u.a. auch im Designhaus. Dort waren die Fotoklassen mit einer interessanten Mischung aus Conceptual Documentary, Portraitserien und Installationen zu sehen. Die Eröffnung an einem lauen Sommerabend wurde auch von den Prämierten der Hessen Design Competition begleitet, die ihre Wettbewerbsprojekte vorstellten und mit den Studierenden ins Gespräch kamen.

Ihre Cornelia Dollacker
Leiterin Hessen Design e. V.

Bei uns

Erfolgsspur: Prämierte der Hessen Design Competition

Über Erfolge der Prämierten der Hessen Design Competition haben wir immer wieder berichten können. Wen wundert es also, wenn die Spur der Nominierungen und Preise dauerhaft von Erfolgen gekennzeichnet ist. So auch aktuell: HDC-Preisträger Darius Zalzadeh ist für den German Design Award als Newcomer in der Kategorie – Industrial and Product Design nominiert worden (Bekanntgabe im Oktober). Maurice Riegler, HDC-Preisträger 2022, ist nominiert im Wettbewerb um den Frechener Keramikpreis der Stiftung Keramion 2022 (Bekanntgabe 20.10.22). Der Nachwuchsförderpreis richtet sich an junge Designer- und KünstlerInnen unter 35 Jahren, die ihre keramische Tätigkeit in Deutschland ausüben.

Neue und interessante Arbeiten aus dem Kreis der HDC-Alumni gibt es allemal zu sehen – u.a. von Jonas Nitsch und Jona Wentzler (beide HDC 2020). Mehr von Jona Wentzler, der zur Zeit einige Workshops und kleine Projekte umsetzt auch auf Instagram. Die gesamte HDC-Alumni findet sich nach wie vor auf der HDC-Website.

Mitglieder

Rundum-Gesamtpakete: 20 Jahre Atelier Löwentor

Gut gebrüllt, Löwinnen. Das Atelier Löwentor gehört seit 20 Jahren zur festen Größe der Darmstädter Designszene und ist auch langjähriges Hessen Design Mitglied. Mit einem weit gefassten und ganzheitlichen Gestaltungsbegriff, der die ganze Unternehmenskultur der Auftraggeberschaft im Blick hat, haben die Designerinnen Julia Reidel und Stefanie Gmelin ein umfangreiches Portfolio geschaffen. Hier vor allem Markenkommunikation in den Bereichen Bildung und Politik, Erneuerbare Energien, Kultur und Ernährung, beispielsweise für den Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH, die Freie Comenius Schule in Darmstadt, das Weingut Knipser in der Pfalz, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) – dazu etliche Signets. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit: Kommunikationsstrategien und -konzepte.

Angefangen hat die Zusammenarbeit der beiden Designerinnen bereits im Fachbereich Gestaltung an der Hochschule in Darmstadt. Heute arbeiten im Atelier Löwentor neben den Gründerinnen sechs Angestellte und eine Praktikantin. Ihrer einstigen Hochschule sind sie noch stets verbunden. Im Förderverein des Fachbereichs Gestaltung an der Hochschule Darmstadt sind beide aktiv, Julia Reidel als Vorsitzende und Stefanie Gmelin in der Geschäftsführung der Vereins. In dieser Funktion haben sie in diesem Jahr zusammen mit Tanja Zocher den erstmalig vergebenen Merck-Preis für Design realisiert.

Regionale Liebe: Magazin Loopin der Loftagentur

Ein Herzenswunsch der Macher geht in Erfüllung mit der ersten Ausgabe des Magazins LOOPIN. Auf 64 Seiten werden regionale Beispiele für mehr Nachhaltigkeit und Stärkung der Region vorgestellt. Unser Hessen Design Mitglied Roger Altmeier zusammen mit Stefanie Vey und dem Team der Loftagentur in Hosenfeld am Vogelsberg haben Geschichten von interessanten Menschen, charmante Orte und Winkel der Region entdeckt und gesammelt und ins Magazin-Format gebracht. Herausgekommen ist ein Magazin aus dem Designblickwinkel mit Raum für neue Perspektiven – für alle, wie die Macher selbst sagen, die das Besondere lieben. Mit Einblicken von unterwegs in Hessen ist es geradezu ein Reisemagazin, Prädikat regional und liebevoll.

Das Magazin LOOPIN 01 gibt es digital zum Download oder als Print-Ausgabe kostenlos an Auslagestellen (s. Website). Es sind zwei Ausgaben p.a. geplant. Zur Erstausgabe hat die Agentur ein kleines Gewinnspiel gestartet mit netten Preisen.

Kolumne

Cornelia Dollacker: Umdenken auch im Urlaub

Hören Sie noch das Plätschern der Wellen, den Wind in den Akazien, das Knistern der Blätter unter den Füssen? Geht es uns nicht gut? Wir sind im Urlaub! Wir begegnen anderen Kulturen, machen Erfahrungen mit gesünderem Essen oder gelungenen Stadtraumlösungen. Alle diese Eindrücke fördern auch Toleranz und Solidarität. Wussten Sie, dass Sie damit Ihre eigene demokratische Denkweise und die Ihres Gegenübers fördern? Vor allem, wenn Sie den Massentourismus meiden. Mit 500 Mio. Reisenden ist die EU das führende Reiseziel weltweit und 50 Prozent der EU-Touristen kommen aus der EU. Reiseziele liegen deutlich näher seit der Pandemie – wir besuchen uns besonders gerne gegenseitig.

Das Recht auf Urlaub ist eine soziale Errungenschaft. Seit den Sechzigern ist die Zahl der Urlauber um das Siebenfache gestiegen. Da gibt es kein zurück! Reisen wir, erleben wir nicht nur eigene Freiheit und Selbstbestimmtheit, Tourismus steht auch für Frieden, Verständnis, Toleranz und Entdeckung anderer Kulturen. Die Tourismusbranche der EU setzt jährlich 340 Mrd. Euro um und gibt rund 27 Mio. Menschen Arbeit. Selbst wenn wir uns gegenseitig auf die Füße treten, verzichten kommt nicht in Frage! Aber sollen wir dem Massentourismus, der Disneylandisierung, dem Symbol der Demokratisierung des Urlaubs ein Ende setzen? Der Soziologe und Philosoph Hartmut Rosa legt den Finger in die Wunde mit der These, dass die Beschleunigung unserer Gesellschaft dazu führt, dass wir Freizeit und Urlaub optimal nutzen wollen. Auch hier unterliegen wir dem Produktivismus und müssen deshalb unser Verhältnis zur Zeit überdenken. Es gilt auch, gegen den Herdeninstinkt der Touristen anzukämpfen, gegen die Jagd nach dem gleichen Instagram-Bild. Wir haben Tourismus betrieben ohne an die Zukunft zu denken. Ist es möglich, den Tourismus neu zu erfinden? Oder wird nachhaltiger und ethischer Tourismus eine Nische für Reiche?

Ich meine, der Schlüssel für nachhaltigen Tourismus ist die Aufklärung der Urlauber und ein Umdenken der Tourismusbranche. Es braucht kreative Köpfe, echte Strategen, die nicht nur an die wirtschaftlichen Segnungen am Urlaubsziel denken, sondern auch die Komplexität von Nachhaltigkeit, Kultur und Demokratie im Blick haben. Sicher haben viele Designkollegen und -kolleginnen dieses Jahr schon einen Selbstversuch gestartet mit der Frage, welche Auswirkungen sie auf ihr Urlaubsziel haben. Vielleicht wird ja dieser Feldversuch anschließend in den Agenturen und Gestaltungsbüros an die Kunden weitergegeben. Länder, Städte und Gemeinden aber auch Gestalter/-innen und das Marketing bekommen neue Aufgaben! Wichtig ist es, ein breiteres Angebot aufzustellen über den Sommer hinaus, Over-Tourismus einzuschränken mit einer nachhaltigen Herangehensweise. Dabei muss ein hochwertiger Urlaub nicht unbedingt teurer sein. Von einer weiteren Demokratisierung des Tourismus können alle profitieren: Touristen wie Einheimische. Also bleiben wir noch einen kurzen Moment auf der Strandliege und genießen unser Demokratiestreben!

Anschauen

Spatial: 10 Jahre RADAR

Zehn Jahre Raumvermittlung und Umbauförderung für Kreative in Frankfurt können sich sehen lassen und sind Anlass, eine Dokumentation sowohl digital als auch in Buchform herauszugeben. Eine Leistungsbilanz der besonderen Art, mit großformatigen Fotografien der gewandelten Örtlichkeiten. Die Arbeit von RADAR und die ämterübergreifende Zusammenarbeit hat in dieser Zeit viel gebracht: erreicht wurde eine Sensibilisierung für das Thema »Raum für Kreative« auf Seiten der Immobilieneigner, der Kreativen und der städtischen Ämter. Ungenutzte Objekte im Stadtgebiet konnten temporär oder langfristig für Kreative nutzbar gemacht werden – genauer gesagt: in den zehn Jahren waren es 216 geförderte Räume, die an 319 Kreative vermittelt werden konnten (Stand 06.12.2021).

RADAR und das »Frankfurter Programm zur Förderung des Umbaus leerstehender Räume« arbeiten daran, das knappe Angebot an preisgünstigen Räumen für Kreative zu erweitern und damit einen Beitrag zur Stadtentwicklung zu leisten. Konkret handelt es sich dabei um eine finanzielle Förderung für den Umbau und die Nutzbarmachung von Arbeitsräumen im Stadtgebiet. Daneben generiert die Leerstandsagentur auch Projekte, um u. a. gewerblichem Leerstand entgegenzuwirken und Kunst- und Kulturschaffenden eine Plattform zu bieten (u.a. RADAR-Kongress 2013, »QM – Quartier Machen« in Fechenheim 2017 oder der »Höchster Designparcours«).

RADAR vermittelt im Auftrag des Frankfurter Stadtplanungsamtes und in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH sowie dem Kulturamt preisgünstige Gewerberäume von privaten und gewerblichen Eigentümer_innen an Kreative, organisiert projektbezogene Zwischennutzungen und begleitet Förderanträge für Umbaumaßnahmen.

Lokal: 50 Jahre Hochschule Darmstadt

Gut 50.000 Studierende haben in 50 Jahren an der h_da ihr Studium abgeschlossen, aktuell sind etwa 16.500 Studierende eingeschrieben. Den Lehrbetrieb hat die Hochschule als »Fachhochschule Darmstadt« im Wintersemester 1971/72 aufgenommen. Erst wenige Monate zuvor erst war das »Gesetz über die Fachhochschulen im Lande Hessen« in Kraft getreten und bildete den Grundstein für die h_da und die weiteren hessischen FHs. Seitdem steht die h_da für Angewandte Wissenschaft, was auch 2016 durch die hessenweite Umfirmierung der FHs zu Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und das eigenständige Promotionsrecht 2016 unterstrichen wurde.

Die Spuren der Vorläufer des Fachbereichs Gestaltung beginnen 1899, als die ersten Schüler in den Lehrateliers u. a. von Olbrichs Meisterschülern unterrichtet wurden. Ab 1907 begann die Gestaltungsausbildung im heutigen Museum – für 75 Mark im Jahr – von den führenden Köpfen der Künstlerkolonie, aber schon 1911 war das Ende der Blütezeit gekommen und die Ausbildung kam zum Erliegen. Erst nach 1945 entwickelte sich auf der Mathildenhöhe die städtische Kunstschule Darmstadt, die sich 1950 zur Werkkunstschule ausbaut wurde. Mitte der 1960er wurden Innenarchitektur, Industriedesign, Werbegrafik und Fotografie als Gegenstand der Lehre angeboten. Die weiteren Entwicklungen sind in einem Artikel und in der Jubiläumsbroschüre nachzulesen. Über die Wandlungen der Hochschule und ihre Aufgaben für die Zukunft spricht das Präsidium der Hochschule in einem Interview – hier nachzulesen.

Global: Monobloc – rund um die Welt und dreimal in Darmstadt

Die Geschichte, des wahrscheinlich meist verkauften Stuhls weltweit, mit einer Auflage von etwa 1 Milliarde, zeigt der Kino-Dokumentarfilm MONOBLOC von Hauke Wendler, wie er Existenzen zerstört und Reichtum beschert und dabei die Umwelt bedroht. Das Sinnbild der Geschmacklosigkeit ist allerdings auch für Millionen Menschen unentbehrlich. Der seit den Siebzigern aus einem Stück und in einem Arbeitsgang hergestellte, zumeist weiße Stuhl aus Polypropylen, ist für die Plastik-Problematik unserer Tage, ein symbolträchtigeres Objekt.

Ob der Stuhl überhaupt ein Stuhl ist und nicht mehr oder eben doch mehr, Gelegenheit dies zu diskutieren gibt es bei der Vorführung des Films im Rahmen der Veranstaltungen KUNSTSTOFFSTRASSE am 6. September, 20 Uhr, mit einer Einführung und Nachbetrachtung moderiert von Industrie-Designer Gerd Ohlhauser (Programmkino REX, Darmstadt). Die KUNSTSTOFFSTRASSE mit Fokus auf das Thema »Zukunft(s)formen« im Landkreis Darmstadt-Dieburg ist Teil der 20. Tage der Industriekultur Rhein-Main. Darüber hinaus ist der Stuhl auch ein Teil der Ausstellung „Manzil Monde“ der Künstlerin Nadira Hussain im Museum Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe. P.S.: Den Film Monobloc gibt es auch am 22. 09. im Audimax der TU Darmstadt zu sehen, Einführung Dr. Sandra Bormann-Queke, Kuratorin o.g. Ausstellung.

Fundamental: Wie geht Nachhaltigkeit?

Willensbekundungen, dem Klimawandel durch verändertes, nachhaltigeres Handeln entgegen zu wirken gibt es allenthalben neue. Die Frage »Wie geht Nachhaltigkeit« bewegt auch die Kreativwirtschaft in Hessen – eine Reihe von Konferenzen haben sich bereits mit dem Thema befasst. Nun erklären sechs Persönlichkeiten aus Musik, Produktdesign, Werbung, Buchmarkt, Architektur und Mode (hier mit Christine Fehrenbach, Vorstandsvorsitzende von Hessen Design) in Video-Interviews der Kultur- und Kreativwirtschaft Hessen ihre Sicht auf das Thema Nachhaltigkeit in ihrem jeweiligen Schaffensbereich. Ein Kanon, der Handlungsräume aufzeigt, weg vom »Business as usual« und hin dazu, das Thema wirklich anzupacken.

Als Schlüsselwort ist »Nachhaltigkeit« bedeutsam und wenig konkret zugleich – bildlich gleicht es einem Gefäß, das ganz Verschiedenes aufnehmen kann. Vor zwei Dekaden umschrieb der Duden den Begriff »Nachhaltigkeit« damit, einen »nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen«. So gesehen wirklich nachhaltig, weil andauernd ist der Klimawandel selbst, und kaum mehr abzuwenden. Schaut man nach der Begriffsdefinition im Englischen für »Sustainability« (to sustain – aushalten, tragen …) so meint Nachhaltigkeit lediglich eine Balance zwischen Environment, Equity und Economy – alles offen und wenig konkret. Kürzlich wurden den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen, Richtschnur der Maßnahmen in Richtung einer wohlhabenden und gerechten Zukunft, von Forschenden bescheinigt, dass sie nur geringe Auswirkungen haben und sich womöglich ins Gegenteil in Richtung eines »Greenwashing« verkehren. Wir meinen: Handeln ist das Gebot der Gegenwart, auch wenn davon die Gletscher nicht nachwachsen werden. Wer das Thema kreativwirtschaftlich nachlesen will, hier ein Link zur digitalen Bibliothek der Kreativwirtschaft in Hessen mit einer Sammlung von Publikationen zum Thema.

Und außerdem …

Ausgezeichnete Fotografin: Jana Hartmann ist Darmstädter Stadtfotografin

Die in Frankfurt lebende Künstlerin und Fotografin Jana Hartmann steht für besondere Perspektiven auf die Natur, keine gängigen Naturabbildungen. Ihre abstrakten aber auch poetischen Fotografien zeigen die Realität aus unerwarteter Perspektive. Als international bekannte Fotografin war sie zuletzt für den Paris Photo-Aperture Foundation First PhotoBook Award 2021 nominiert. In ihrer Arbeit als 13. Darmstädter Stadtfotografin will sie die Entstehung eines »lebenswerten Stadtumfelds« erkunden, »in dem urbanes Leben und Natur ausgewogen koexistieren«. Das Projekt 13. Darmstädter Stadtfotografin soll die Grün-Situation Darmstadts fotokünstlerisch erforschen und darstellen. Das einst als »Stadt im Walde« bezeichnete Darmstadt, dessen Stadtbild von Parks und öffentlichen Gärten, grünen Stadterweiterungen, Promenaden und auch eigenen Wäldern geprägt wird, mag so ein Stück weit auch seine Ansätze zu einem ökologischen Stadtumbau ergründen. Jana Hartmann wird sicher den fotografischen Blick in die Wunden der grünen Oberfläche richten.

Ausgezeichnete Ideen: Gewinner des 10. Recycling Designpreis

Vorausdenkendes Design war gefragt beim »10. RecyclingDesignpreis – Ausgezeichnete Ideen«. 350 Entwürfe aus den Bereichen Transformationsdesign, Materialforschung, Kreislaufwirtschaft oder Social Design waren eingereicht worden. Der Recycling Designpreis belegt mit seiner 17-jährigen Geschichte einmal mehr, wie sehr die Themen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung im gesellschaftlichen Diskurs verankert sind und zeigt, dass sich Gestalter/-innen zunehmend mit der sozialen und ökologischen Bedeutung ihrer Entwürfe auseinandersetzen. Den 1. Preis gewinnt Haneul Kim, Seoul, mit »Stack and Stack« – einem Hocker aus geschmolzenen OP-Schutzmasken. Wir haben über seine Arbeit als »Denkanstöße aus Seoul« im Juni 2021 berichtet: TONG’s VINTAGE: The Strange Tongui General Store. Platz 2 belegt »Vecchie Mura«, ein Verbundwerkstoff von Domenico Fama und Laura Muschalla (Technische Hochschule Ostwestfalen Lippe). 3. Preis: »Pretty Plastic« – eine Wandverkleidung von Hester van Dijk, Reinder Bakker, Peter van Assche (Kollaboration Overtreders W / bureau SLA, Amsterdam). Erstmalig gab es auch einen Sonderpreis (gestiftet von FUTURZWEI.Stiftung Zukunftsfähigkeit), Preisträger: »MHLD – Multifunctional Hybrid Laundro Drive / STREETWARE saved item«. In einer Ausstellung im Marta Herford sind 36 ausgewählte Projekte zu sehen, in einem aus gebrauchten Materialien hergestellten Display, das von dem Designer Oliver Schübbe entwickelt wurde.

Mitmachen

Future Mobility: Stipendium der Peter-Jacobi-Stiftung

»Ich möchte Künstler und Designer fördern, die schon ein überzeugendes Programm haben und finanzielle Mittel benötigen, um ihre Projekte durchzuführen«, hat Peter Jacobi gedacht, gesagt und getan. Die von ihm 2017 gegründete Peter-Jacobi-Stiftung schreibt alle zwei Jahre ein mit 30.000 Euro dotiertes Stipendium aus, für dessen Auswahlprozess die Stadt Pforzheim und die Hochschule Pforzheim/Fakultät für Gestaltung im Wechsel verantwortlich sind. Es wird im Wechsel für die Disziplinen Kunst und Design vergeben.

Die aktuelle Ausschreibung richtet sich an Designer/-innen, die seit mehreren Jahren im Beruf tätig sind und ein innovatives Projekt zum Thema »Future Mobility“ mit „klarer Haltung im gestalterischen Werk denken, entwickeln und umsetzen wollen«. Zur Bewerbung zugelassen sind Designschaffende aller Gestaltungs-Disziplinen, die in Deutschland leben oder arbeiten. Bewerbungsschluss ist der 15. Oktober 2022.

Peter Jacobi (geb. 1935) hat ein facettenreiches Werk geschaffen. Er studierte Bildhauerei in Bukarest und war von 1971 bis 1998 Professor an der Hochschule für Gestaltung Pforzheim.

Pushing the Boundaries: World Industrial Design Day

Unter dem Titel »Pushing the Boundaries – Grenzen sprengen« findet am 15. September der vierte World Industrial Design Day Frankfurt statt. Dabei wird es um Rollen, Relevanz und Perspektiven von Gestaltung heute gehen. Dem »Heute« bescheinigen die Macher des WIDD wenig Anlass zu Optimismus: Pandemie, Populismus, Kriege und vor allem die CO2-getriebene Klimakrise. Designerinnen und Designer sollen und können, so die Initiatoren, in diesem Kontext aus der reduzierten Rolle, bei der Design in erster Linie aus Shaping und Styling besteht, heraustreten. Sie sollen nicht länger Erfüllungsgehilfen einer spätkapitalistischen Konsumgesellschaft sein sondern im Gegenteil, sich zu einer Triebfeder der Themen Innovation und Transformation emanzipieren. Das also die Agenda, das genaue Programm wird demnächst veröffentlicht.

World Industrial Design Day am 15. September: Online sowie life im Kulturzentrum Alte Seilerei in Frankfurt – Anmeldung über Eventbrite – veranstaltet von der Frankfurter Strategic Design Agentur Iconstorm und Deutscher Werkbund Hessen.

Workshop: »UX-Design für die Kreislaufwirtschaft« mit Peter Post

Dieser Workshop vermittelt eine Sprint-Methodik zur Entwicklung von zirkulären Services und führt in die Circular Experience Library ein, eine open source Bibliothek mit gratis UX-Design Patterns für die Kreislaufwirtschaft. Der Workshop richtet sich an selbstständige UX- und Service-Designer, Agenturen sowie Produkt- und Nachhaltigkeitsmanager von Unternehmen. Das Projekt wird gefördert vom Land Hessen und geleitet von Peter Post, UX-Designer und Gründer von Circular Experience Design. Mehr Informationen auf der Circular-Experience-Website.

Workshop mit Peter Post am 23. September – 9.00 bis 13.00 Uhr – Präsenzveranstaltung im Heimathafen Wiesbaden. Teilnahmegebühr 50 Euro (inkl. 19% MwSt.) – begrenzt auf 10 Teilnehmende. Anmeldungen bitte formlos per E-Mail.

Nachhaken

In unruhigen Zeiten: Wiesbadener Fototage

Noch bis 28. August geht es in Wiesbaden ganz und gar um Fotografie. Mit »Unruhige Zeiten« präsentieren die 12. Wiesbadener Fototage internationale Künstlerinnen und Künstler an sechs Schauplätzen in der Landeshauptstadt. Als Triennale im Wechsel mit den Darmstädter Fototagen und RAY Fotografieprojekte/Frankfurt RheinMain, verschreibt man sich aktueller Fotokunst. »Wir leben in unruhigen Zeiten. Doch was ist Unruhe eigentlich?«, fragt das Festival, das von Jürgen Strasser, Michaela Höllriegel und Marc Peschke organisiert wird. Flankiert werden die Fototage von einem vielfältigen Programm aus Künstlergesprächen, Vorträgen und Führungen – zudem wurde der Otto-Steinert-Preis an Magnus Terhorst (1.Preis), Amelie Sachs (2. Preis) und DOCKS Collective (3.Preis) verliehen. Ein Publikumspreis wird zum Ende der Fototage vergeben. Es gibt also neben dem Visuellen an sich viele Möglichkeiten, mit den Künstlerinnen und Künstlern sowie den Festivalmachern in regen Diskurs zu treten.

In Flux: Werkschau Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain

Wieder in Fluss gekommen sind die Wiesbadener Kommunikationsdesign-Absolvierenden dieses Sommersemesters. Nach einem Corona-bedingt nur virtuellen »Boxenstopp« waren die neuen Abschlussarbeiten unter dem Titel »In Flux« wieder ganz real auf dem Campus Unter den Eichen zu sehen. Nach dem Stopp 2021 präsentierte der Fluss 2022 die Scheitelpunkte von 25 erfolgreichen Bachelor-Abschlüssen, vom gebundenen Buch bis zur crossmedialen Rauminstallation. Wer es im Juli nicht zur realen Ausstellung geschafft hat, die Werkschau ist – wie übrigens auch alle der Vorjahre – weiterhin auch online zu sehen.

Ausstellen & Tagen

Location Designhaus Darmstadt

Wussten Sie: Das Designhaus mit seinen repräsentativen Räumlichkeiten auf der Mathildenhöhe kann angemietet werden. Wir sind für kultur- und kreativwirtschaftliche Veranstaltungen, Experten-Meetings, Fachkongresse, Seminare und Workshops sowie Ausstellungen und Feierlichkeiten in 2022 gerüstet. Gerne stellen wir Ihnen ein individuelles Angebot zur Nutzung sowie auch für die Organisation und Bewerbung Ihrer Veranstaltungen zusammen. Informationen dazu auf unserer Website.

Monatlicher Online-Designberatungstag

Jeden ersten Freitag im Monat können Sie sich als hessisches Unternehmen, Solo-Selbständige oder Existenzgründer/-in von Cornelia Dollacker, Geschäftsführerin Hessen Design, beraten lassen –online und auch wieder real. Mit Rat und Expertise ermittelt die Diplom Designerin Ihren individuellen Beratungsbedarf. In Kooperation mit dem RKW stehen hessischen KMUs auch eine Förderung für Designberatung zu. Melden Sie sich für eine Onlineberatung per E-Mail an.